Hamburg – Der Sommer wird bunt – und das darf man in dieser Saison auch in der Mode wörtlich nehmen. Die sogenannten Knallfarben sind ein großes Thema. Dafür gibt es gleich mehrere gute Gründe.

Zum einen passen leuchtende Farben ganz generell zu der optimistischen, heiteren Sommerzeit. Zum anderen sieht man in diesen auffallenden Nuancen mit leicht gebräunter Haut besonders gut aus. «Einer der Farbtöne, der in diesem Sommer eine große Rolle spielen wird, ist das sogenannte Baker-Miller-Pink», erläutert Einkaufsberaterin Maria Hans aus Hamburg. Doch diese sehr rosa Farbe ist nicht nur modisch ein echter Trendsetter.

Sie hat auch eine ganz besondere Geschichte: Baker-Miller-Pink geht zurück auf ein Experiment aus den 1970er Jahren. Damals veranlasste der Psychologe Alexander Schauss die Direktoren eines Militärgefängnisses der US Navy, einige Zellen in Rosa zu streichen. Besagte Direktoren hießen, man kann es sich fast denken, Baker und Miller. Grund des Farb-Experiments: Man wollte untersuchen, ob der warme Rosaton beruhigenden Einfluss auf die Häftlinge hatte. Das wurde bestätigt.

Nun hat dieses Pink den Sprung von der Gefängniszelle auf den Laufsteg geschafft. Modeexpertin Hans hat dafür auch eine Erklärung: «Dieser Ton ist nicht blaustichig und auch nicht zu rosa. Das führt dazu, dass viele Frauen ihn tragen können.»

Auch Shopping-Berater Andreas Rose aus Frankfurt am Main sieht Pink als einen der Farbfavoriten des Sommers. «Das liegt sicher auch daran, dass einige Modemacher eine Zeitreise in die 80er Jahre unternommen haben. Damals waren leuchtende Töne ja schon mal im Trend.»

Da ist es auch nicht verwunderlich, dass neben Pink auch andere starke Töne eine Renaissance feiern. Dazu gehört auch ein leuchtendes kräftiges Blau. «Vielfach ist dieser Blauton an die Kreationen des Künstlers Yves Klein angelehnt, der einmal sagte: Zuerst ist da ein Nichts, dann ein tiefes Nichts und schließlich eine blaue Tiefe», erklärt Rose.

Neben diesem kräftigen Blau gehört auch ein leuchtendes Himmelsblau zu den neuen Modefarben. «Und natürlich sind Gelb und Orange im Sommer auch wieder mit von der Partie», ergänzt Hans. Sie hält eine Kombination von leuchtenden Tönen für besonders gelungen: «Das leuchtende Himmelblau zusammen mit Orange.»

Aber der Trend ist nichts für all jene, die sich lieber im Hintergrund bewegen und schüchtern sind: «Wer sich für Knallfarben entscheidet, muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit im Mittelpunkt steht», sagt Typberaterin Lydia Maier aus Starnberg.

Sie sieht diesen Trend also durchaus ein wenig skeptisch: «Vor allem sehr kleine oder mollige Frauen sind mit Knallfarben nicht immer gut beraten. Doch auch sie können den Trend natürlich mitmachen – mit Accessoires wie beispielsweise einem Schal.» Ebenso gut taugen Handtaschen als bunte Farbtupfer am sonst dann doch eher dezenten Outfit. Die Modelle tragen aktuell oft auch mehrere leuchtende Töne zugleich.

Ansonsten mixt der Modefan die Knallfarben in diesem Sommer nach Lust und Laune: Ton in Ton, mit Einzelstücken in einer Kontrastfarbe oder im Colour-Blocking, bei dem auch mal drei Farben oder mehr gleichzeitig in einem Outfit zum Einsatz kommen.

«Wer mit Knallfarben anfängt, sollte sich an dieses Thema allerdings ein wenig vorsichtig herantasten», rät Modeexpertin Hans. «In solchen Fällen ist es sinnvoll, zunächst nur ein Kontrast-Stück im Outfit zu verwenden oder ganz auf den Komplett-Look zu setzen. Könner dagegen kombinieren beispielsweise ein leuchtendes Pink zu Rot und setzen dazu Akzente in edlem Schokobraun.»

Rose dagegen findet: «Vor allem bei Kleidern sehen leuchtende Farben besonders gut aus. Die brauchen dann auch keinen zweiten Ton mehr, um zu wirken.»

Allerdings sollte man immer auf eine puristische Silhouette bei diesem Farbtrend achten. Das gilt vor allem bei einem kräftigen Rosa: Wirken leuchtende Farben bei einem Etuikleid durchaus elegant, bekommt ein Modell mit Rüschen und Schleifen einen gewissen Barbie-Effekt, auf den die meisten gerne verzichten. Denn starke Farben sind in diesem Sommer den starken Frauen vorbehalten.

So geht Colour-Blocking:

Colour-Blocking ist die Kombination von mehreren großen und knalligen Farbflächen in einem Outfit. Das setzten Modefans und Designer mit leuchtenden, auffallenden Farben um, etwa Grün zu Rot oder Gelb zu Blau. Manche Designer bringen die Farbkombinationen schon in einem Stück unter, oder man kombiniert selbst einzelne einfarbige Kleidungsstücke miteinander. Das können sogar bis zu fünf oder sechs Farben in einem Outfit sein. Im Alltag ist aber eine Kombination aus drei Farben am tragbarsten. Das können etwa zwei Farben in der Bekleidung – also Shirt und Rock oder Hose – und eine dritten Farbe in einem Accessoire – der Handtasche – sein.

Fotocredits: Michael Kors Collection,SET,Heine,Escada,Marc Cain,Liu Jo,United Colors of Benetton
(dpa/tmn)

(dpa)